Hochschule für Gestaltung Ulm

Hochschule für Gestaltung Ulm. Zeichnung nach einem Foto von Ernst Hahn von 1955.

Da liegen sie, die Gebäude der Hochschule für Gestaltung: Strahlend, zeichenhaft, der Welt entrückt – an einem Ort, mit dem so profanen Namen „Kuhberg“.
Ich erinnere mich, wie ich dieses Bild zum ersten Mal sah, wie es mich faszinierte. Es zog mich an und es wies mich ab. Das Gebäude auf dem Bild sagte: Schau mich an, wie schön ich bin. Bewundere meine Perfektion, das Leichte und Licht
e, die lockere Ordnung, die Himmelsnähe. Es sagte mir: Komm mir bloß nicht zu nahe.

Christiane Wachsmann, Vom Bauhaus beflügelt, Vorwort

Die HfG-Gebäude gleichen einer gebauten Utopie. Sie liegen am Ende des Hochsträss, eines Ausläufers der Schwäbischen Alb, hoch über der Donauebene. Bei klarem Wetter blickt man von hier aus auf die Kette der Alpen. Selbst in der heutigen Zeit, in der Flachdächer und die Verwendung von Sichtbeton zu einer gestalterischen Selbstverständlichkeit geworden sind, strahlen die Bauten etwas Besonderes aus. Unwillkürlich fragt man sich, wie sie hierher gelangt sein mögen, an das Ende der Straße, die von der Stadt Ulm aus hinauf auf den Kuhberg führt, in den Morgennebel, der von der Donau aufsteigt und sich hier oben plötzlich lichtet.

„Wie wollen wir leben?“ fragten sich die HfG-Gründer Ende der 1940er Jahre. Sie plädierten für einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Technik und den Herausforderungen der Moderne. Sie wollten alles ganz neu anfangen und besser machen als die Generationen zuvor — und griffen dabei zurück auf das Ideal einer christlich-humanistischen Bildung. In der Nachkriegszeit mit ihren restaurativen Tendenzen, mit ihren versteckten Nationalsozialisten und dem Fortwirken der faschistischen Ideologie setzten Inge Scholl, Otl Aicher und ihre Mitstreiter ein Zeichen der Hoffnung.

„Wir wollen eine demokratische Elite erziehen, die ein Gegengewicht gegen die aufkommenden nationalistischen und reaktionären Kräfte bildet“, heißt es in einem der ersten Programmentwürfe der Ulmer Hochschule. In dieser Hinsicht hat die HfG in der Zeit ihres Bestehens einen wichtigen Beitrag geleistet. Wenn die Schule 1968 auch wieder schloss: Gültig bleibt die Idee des verantwortlich handelnden, denkenden Menschen. Und durch alle dunklen Zeiten hindurch die Zuversicht, mit dem eigenen Tun ein Stück Welt gestalten und etwas darin bewirken zu können.

Zum Buch „Vom Bauhaus beflügelt“


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