Hochschule für Gestaltung Ulm


Da liegen sie, die Gebäude der Hochschule für Gestaltung: Strahlend, zeichenhaft, der Welt entrückt – an einem Ort, mit dem so profanen Namen „Kuhberg“.
Ich erinnere mich, wie ich dieses Bild zum ersten Mal sah, wie es mich faszinierte. Es zog mich an und es wies mich ab. Das Gebäude auf dem Bild sagte: Schau mich an, wie schön ich bin. Bewundere meine Perfektion, das Leichte und Licht
e, die lockere Ordnung, die Himmelsnähe. Es sagte mir: Komm mir bloß nicht zu nahe.

Christiane Wachsmann, Vom Bauhaus beflügelt (Vorwort)

In dem Buch „Vom Bauhaus beflügelt. Menschen und Geschichten an der Hochschule für Gestaltung Ulm“ erzähle ich die Geschichte der Hochschule aus dem Blickwinkel ihrer Mitglieder – der Gründer Inge Aicher-Scholl, Otl Aicher und Max Bill, der Studenten und Dozenten, von Besuchern, Fans und Kritikern. 

Es erzählt von den Hoffnungen und Visionen der Beteiligten, von der Prägung der Menschen dieser Zeit durch den Faschismus und von den Schwierigkeiten, ihe Ideen im Alltag umzusetzen.

Die Hochschule

Die HfG-Gebäude gleichen einer gebauten Utopie. Sie liegen am Ende des Hochsträss, eines Ausläufers der Schwäbischen Alb, hoch über der Donauebene. Bei klarem Wetter blickt man von hier aus auf die Kette der Alpen. Selbst in der heutigen Zeit, in der Flachdächer und die Verwendung von Sichtbeton zu einer gestalterischen Selbstverständlichkeit geworden sind, strahlen die Bauten etwas Besonderes aus. Unwillkürlich fragt man sich, wie sie hierher gelangt sein mögen, an das Ende der Straße, die von der Stadt Ulm aus hinauf auf den Kuhberg führt, in den Morgennebel, der von der Donau aufsteigt und sich hier oben plötzlich lichtet.

„Wie wollen wir leben?“ fragten sich die HfG-Gründer Ende der 1940er Jahre. Sie plädierten für einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Technik und den Herausforderungen der Moderne. Sie wollten alles ganz neu anfangen und besser machen als die Generationen zuvor — und griffen dabei zurück auf das Ideal einer christlich-humanistischen Bildung. In der Nachkriegszeit mit ihren restaurativen Tendenzen, mit ihren versteckten Nationalsozialisten und dem Fortwirken der faschistischen Ideologie setzten Inge Scholl, Otl Aicher und ihre Mitstreiter ein Zeichen der Hoffnung.

„Wir wollen eine demokratische Elite erziehen, die ein Gegengewicht gegen die aufkommenden nationalistischen und reaktionären Kräfte bildet“, heißt es in einem der ersten Programmentwürfe der Ulmer Hochschule. In dieser Hinsicht hat die HfG in der Zeit ihres Bestehens einen wichtigen Beitrag geleistet. Wenn die Schule 1968 auch wieder schloss: Gültig bleibt die Idee des verantwortlich handelnden, denkenden Menschen. Und durch alle dunklen Zeiten hindurch die Zuversicht, mit dem eigenen Tun ein Stück Welt gestalten und etwas darin bewirken zu können.

Das Bild auf der Titelseite und am Anfang dieses Beitrages zeigt die Gruppe der HfG-Gründer im Jahr 1955: Die Aufbruchstimmung, die Freude am gemeinsamen Tun. Das Hochschulgebäude ist gerade unter viel Mühen fertig gestellt, nun können sie hier zusammen arbeiten, am Aufbau einer Demokratie in Deutschland, an der Gestaltung einer besseren Welt.

Mit literarischen Mitteln

Fünfzehn Jahre existierte die HfG Ulm. Dargestellt habe ich ihre Geschichte in 14 Kapiteln, einem Vor- und einem Nachwort. Beim Schreiben habe ich mich genau an die zeitliche Reihenfolge gehalten – ohne „später sollte dies geschehen“ oder „von heute aus betrachtete lässt sich kaum noch nachvollziehen …“.

Dabei kam mir natürlich das dramatische Ende der Hochschule entgegen – ihre Auflösung im Kontext der 1968er Bewegung. Aus der Frage: wie konnte so eine ambitionierte und erfolgreiche Schule zugrunde gehen?, und ihrer Antwort am Schluss, ergab sich wie von selbst die Spannung.

Bauhaus beflügelt

Das Buch „Vom Bauhaus beflügelt. Menschen und Ideen an der Hochschule für Gestaltung Ulm“ ist im Buchhandel sowie im Autorenwelt-Shop erhältlich und kostet 29 Euro.
ISBN: 978-3-89986-286-7

(Der Autorenwelt-Shop setzt sich für Fairness im Buchhandel ein und beteiligt die Autoren an seinen Umsätzen.)


Schreibe einen Kommentar