Luise blätterte weiter. Hier war die Kette. Die Kette und die Namen: „Lawuisken, Libbit, Jettken, Kaline, Fieke, Grete, Sett –“ Immer wieder hatte die Großmutter sie den Vers hersagen lassen. 39 Perlen. 38 Namen, die ihrem eigenen folgten. Perlen aus dem Mühlteich, aus den Bächen, eine jede einer Müllerin zugedacht. Grauglänzend im Lampenlicht, schimmernd. Die älteste mochte tausend Jahre alt sein: „– Lüdken, Trude, Gise, Ninn.“
Christiane Wachsmann, Elsa Anni, Kapitel „Schreib es auf“
Perlen spielen eine wichtige Rolle für Anni: Sie bestimmen ihre Träume, sind Sinnbild ihrer Sehnsüchte, ihrer Unzufriedenheit und Wut – und existieren ganz real in Form einer Kette, die sie von ihrer Mutter Luise geerbt hat.
Lange weiß Anni dieses Erbstück nicht zu schätzen. Erst als sie Luises rotes Buch findet, wird ihr seine Bedeutung klar. Da hat sie die Kette längst an Malwida weitergegebenn …
Diese Zeichnung zeigt das Blatt aus Luises Buch, auf dem sie die Geschichte der Kette darstellt. Die Texte sind in deutscher Kurrentschrift geschrieben, wie sie damals in den Schulen gelehrt wurde. Die Überschrift lautet: „Die Flussperlen von Reetebeke und Nettelbeke im Hegentruper Tale“.
